Eine Woche habe ich in Chengdu gewartet
um eine Einreisegenehmigung nach Tibet zu erhalten. Ich hörte es
sollte ein kleines Zeitfenster geben und habe keine Kosten und Mühen
gescheut um an die begehrten Papiere zu gelangen.
Genützt hat es nichts und so entschied
ich mich ein Zugticket nach Peking zu buchen.
25 Stunden im Schlafwagen vergingen
dank der neugierigen Chinesen wie im Flug. Was mich da allerdings
erwartete holte mich sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.
Schnee!
Alles klar, Mütze auf, Schal
umgeworfen und ab dafür.
Untergekommen bin ich bei einem Freund
aus Barcelona, der sich hier in den Hutongs eingemietet hat. Die
Hutongs werden immer seltener in Peking. Sie stammen aus den alten
Dynastien. Es sind kleine Wohngassen und mit mehreren Parteien teilt
man sich einen kleinen Innenhof. Die ersten Tage erlebte ich so wie
die Einheimischen ihren Alltag gestalten.
Da die Regierung hier allerdings die
Heizung regelt und die Bude von meinem Kumpel alles andere als
isoliert ist habe ich mir nach 3 Nächten eine kräftige Erkältung
geholt.
Umgezogen in ein Hostel erlebte ich wie
Peking den chinesischen Parteitag eröffnete, der bis morgen
andauert. Während diesen Tagen wird der Machtwechsel in China
vollzogen. Das die Chinesen dabei völlig am Rad drehen wurde mir
dann auch schnell klar.
Im Hostel meinte der gute junge Mann
hinter der Rezeption: „Some countries wanna destroy China. But
China is strong!“
Aha. Propaganda funktioniert also
wunderbar.
Abgesehen von den unzählbaren
Polizisten, Zivilpolizisten und Soldaten sorgen 1,6 Millionen (!)
Freiwillige für die öffentliche Sicherheit. Es wäre bei weitem
untertrieben davon zu sprechen, dass an jeder Ecke mehrere Menschen
stehen und aufpassen das niemand regierungskritisches Material
verteilt oder unerlaubt filmt, nein, an jedem Baum stehen ein bis
zwei „Public Securitry Volunteer“ die mit Walki talki
ausgestattet nur darauf lauern die nicht weit entfernt stehende
Polizei zu informieren.
Am interessantesten allerdings waren
für mich die Zivilbeamten. Immer mit Knopf im Ohr und Umhängetasche
und stets böse guckend sind sie doch leicht ausfindig zu machen.
Trotz zahlreichen Versuche meinerseits wollte jedoch keiner eine
Freundschaft mit meiner Kamera eingehen, schade.
Das Internet wurde für die ersten Tage
zum ersten Mal massiv mit Störsignalen versehen, weshalb selbst
meine VPN Verbindung via Tokio nicht mehr funktionierte.
Der größte öffentliche Platz der
Welt, Platz des himmlischen Friedens, war komplett gesperrt und in
Taxis war es fortan nicht mehr möglich das Fenster herunterzulassen,
man könnte ja Flugblätter verteilen oder Parolen aus dem Fenster
schreien...
Abgesehen von all der Willkür hat
Peking für mich nicht viel zu bieten. Mir wurde auch schnell klar
warum die meisten Reisenden, die 2 bis 4 Wochen im Land sind und nur
die großen Städte sehen, China alles andere als gefällt.
Nach einem super Tagesausflug zur
chinesischen Mauer war der Zug 28 Stunden in Richtung Süden schnell
gebucht und die kurze Hose kann wieder ausgepackt werden.
Da machte jemand den Fehler seine Videokamera rauszuholen! |
Le Chef, der mit den zwei Daumen, versteht sich. |
Alles ganz schön Video überwacht!
AntwortenLöschenWie immer faszinierende Fotos!
Gefällt mir!
Liebe Grüße aus der Heimat :-)