Donnerstag, 29. November 2012

Eindrücke aus dem nördlichen Vietnam

Zurück nach Südostasien.
Vietnam als Ziel vor Augen.

Von Nanning in China ging es schweren Herzens ins vietnamesische Hanoi.
Bevor ich China verlasse wird mein Pass sage und schreibe fünf Mal kontrolliert.
ABM auf chinesisch. Alles dient dem Staatsschutz.

Vom pompösen Grenzgebäude in China, gelegen in einer nett gepflegten Parklandschaft überquere ich die Grenze zu Fuß und stehe vor schlecht gelaunt aussehenden Grenzbeamten auf vietnamesischer Seite. Wenigstens das haben sie gemeinsam.

Stempel wird mir, im Gegensatz zu den Chinesen, ohne Schmiergeld in den Pass gedrückt. Die legen für den Stempel 10 Yuan (1,25€) auf den Tisch. Ob es nur dazu dient, dass sie bevorzugt gestempelt werden konnte ich aber nicht herausfinden.

So weit, so gut.

Entspannte Busfahrt durchs Gewusel der Motorroller.
Einen Stinkefinger zur Begrüßung von einem am Straßenrand sitzenden Vietnamesen und schon sitze ich in der Altstadt Hanois und schlürfe die erste Nudelsuppe.

Nach 11 Tagen Vietnam halten sich die Emotionen für dieses Land in Grenzen.
Das erfreulichste ist das Wetter.
Endlich wieder Shorts und Shirt.
Strand und Sonne.
Bier. Oh ja, Bier. Vietnam erfreut mit richtigem Bier. Im Durchschnitt 4 bis 5 Prozent Alkoholgehalt. In China gibt’s gerne mal 2,9 Prozent. Da gehst du öfter auf Toilette als bei einem durchschnittlichen burmesischen Durchfall.

Wo wir schon mal dabei sind. Die Toiletten hier sind ein Traum.
Westliche Toiletten.
Überall!

„Dein Bett, ist wie meine Toilette.“
Als Antwort auf ein Gespräch mit einer Finnin die mir versuchte zu erklären wie wichtig ihr ein vernünftiges Bett ist. Dank meinem „fabelhaften“ Englisch hatte ich die Lacher auf meiner Seite.

Joa, ansonsten das Übliche.
Wasserfälle.
Pagoden.
Tempel.
Grotten.
Strände.
Wandern.

Die Ha Long Bay sticht dabei als einziges Hervor. Eine Bucht mit tausenden kleinen Inseln die per Boot besucht wird. Man übernachtet dabei auf dem Boot in der Bucht und genießt abends in geselliger Runde die super Atmosphäre.

Ein kleiner Tipp noch an die weiblichen Geschöpfe da draußen. Die „Kapitäne“ der Boote stehen am Abend gerne und kostenfrei für weitere Dienste zur Verfügung.
Piloten und Kapitäne stehen bei euch doch ganz oben auf der Liste, da könnt ihr mir erzählen was ihr wollt.

Ich befinde mich nun auf dem Weg in den Süden und ich habe mir vorgenommen einige Tage einfach mal drauf los zu fahren.
Gucken wir mal.

Alles kann, nichts muss...








Samstag, 24. November 2012

Was brauchst du mehr?

Stellt euch vor ihr seid seit 8,5 Monaten unterwegs.
Du weißt mittlerweile was es bedeutet einen "freien" Kopf zu haben.
Du sitzt mitte November in Shorts und T-shirt an einem reich gedeckten Tisch und die Musik stimmt dich nachdenklich.
Neben dir erstrahlt die Persönlichkeit einer Bilderbuchfrau während du es immer noch nicht fassen kannst was du gerade entdeckt hast...





Samstag, 17. November 2012

Auf ein Wiedersehen!

China.
Reich der Mitte.
Bevölkerungsreichstes Land der Erde.

Vor etwas mehr als 2 Monaten betrat ich das erste Mal in meinem Leben dieses Land.
Völlig ohne Erwartungen und mit einem dreimonatigem Visum in der Tasche machte ich mich auf um ein Land zu erkunden welches mich eigentlich nie besonders interessiert hat.

Die ersten 24 Stunden waren die reinste Hölle und ich war mehr als schlecht gelaunt. Was sich daraufhin aber entwickelte ist großartig.
China streitet sich nun mit Indonesien um die Spitze meiner Lieblingsländer.

Ein paar Fakten und erlebtes zu einigen Stichpunkten.

Menschen:

In unserem Klischee sehen wir die Chinesen rülpsen, auf die Straße rotzen, drängelnd und sich gegenseitig anschreiend was aber einer normalen Unterhaltung entspricht. Was soll ich sagen? Es stimmt einfach...
Das entspricht nicht ganz unseren Vorstellungen von einer angenehmen Gesellschaft, allerdings sind das auch nie einzigen negativen Punkte. Hat man sich erst mal daran gewöhnt, tut man das meiste mit einem Lächeln ab.
Und so sind die Chinesen neugierig ohne Ende, bestehen darauf das du dir mit ihnen das Essen teilst, lieben es sich an der Theke mit Westlern zu messen und sind ohne Ende stolz auf Chinas Wachstum.
Es war während den letzten Monaten immer lustig und ein echtes Erlebnis mit Chinesen seine Zeit zu verbringen. Spricht man erst mal einige Worte chinesisch ist das Eis schnell gebrochen und man gewinnt viele neue Freunde die mir bei Problemen immer geholfen haben. Es ist extrem sinnvoll die Handynummer von Englisch sprechenden Chinesen zu haben, wenn du dich abseits der ausgetretenen Pfade bewegst!
Tischtennis ist, als Volkssport Nummer 1, eine ideale Gelegenheit mit den Locals in Kontakt zu kommen. Einfach durch Parkanlagen oder einen beliebigen Campus schlendern und es dauert nicht lange bis man an der Platte steht und einem die Bälle nur so um die Ohren fliegen. Mein Highlight war das Spiel gegen eine geschätzt 60-65 Jahre alte Lady die mir im typischen „Chinesengriff“ die Bälle im Sekundentakt aus dem Stand entgegen schmettert.
Tischtennis spielen, das könn' se!

Verkehr:

Krank! Einfach nur krank. Das Verkehrsaufkommen spielt dabei keine Rolle, denn das ist wesentlich geringer als beispielsweise in Südostasien, was die Sache aber wieder gefährlicher macht weil alle schneller unterwegs sind.
Die Chinesen sind wenn sie motorisiert unterwegs sind unberechenbar.
Im Gegensatz zu Südostasien weicht hier keiner aus wenn du die Straße überquerst. Der Chinese ist Chef wenn er im Auto sitzt und ein Fußgänger hat keine Berechtigung, auch nicht bei einer grünen Ampel.
Das gefährlichste überhaupt spielt sich auf den Bergpässen im Hochgebirge ab. Wie schon berichtet wird überall überholt auch wenn die Überlebenschance bei gefühlten 0,1 Prozent steht. Zahlreiche Unfälle und Schlägereien wurden so mit Schweißperlen aus dem Auto beobachtet.

Essen:

Genial! Mein Favorit sind die Dumplings. Gefüllte Teigtaschen wahlweise in Suppe, einzeln oder frittiert.
Aber egal was man bestellt, hauptsache scharf. Nach dem ersten Bissen 30 Sekunden husten, Nase putzen, Taschentücher bereit halten und dann genießen.
Achja, nichts mit Süß-sauer! Was in Deutschland beim Chinamann der Renner ist, ist im Reich der Mitte unauffindbar. Eine plumpe Erfindung oder was auch immer. Es gibt kein einziges süß-saures Gericht in China!

Clubbing:

Mein Lieblingsthema. Die Clubs ist China sind das verrückteste und beste was ich in Sachen Clubbing bisher erlebt habe.
Sieht man von den Ausländerstädten wie Peking und Shanghai ab erlebt man in den Provinzhauptstädten wie Kunming oder Chengdu Nächte die ein Leben lang unvergessen bleiben.
Nicht einen einzigen verdammten Drink habe ich bezahlt. Gehst du in China in einen Club bist du der Star! Es ist „in“ sich mit einem Westler zu zeigen und so muss man sich schon etwas unter Kontrolle haben um nicht nach einer Runde in der Disko total besoffen mit dem nächsten Taxi zurück ins Hotel zu fahren.
Die Männer messen sich mit dir also im Trinken und die Frauen erfreuen sich am Tanzen und fotografieren. Ganz wichtig, je lächerlicher und ausgefallener man tanzt desto mehr Ruhm erntet man. Besonderen Spaß hatte ich da mit meinem Kumpel Braden. Abwechselnd haben wir versucht uns größtmöglich lächerlich zu machen, wohlwissend als Stars des Abends zu enden. Wofür man in Deutschland wahrscheinlich von den Securitys rausgeschmissen wird tanzt in China der ganze Club nach deiner Nase.
In Chengdu übernimmt der Club selbst übrigens die Getränke für die Westler. Erst am Wahrheitsgehalt gezweifelt, fesselte mich dieser Umstand für knapp 2 Wochen in der selben, eigentlich langweiligen Stadt.
Männer, kommt nach China!

Land(schaft):

Dieses Land ist riiiieeesig. Es gibt unglaublich viel zu sehen. Wo Australien in der Mitte eine Wüste hat, wo Russland im Norden von Steppe beherrscht wird, da ist es in China die pure Abwechslung. Die vielen Minderheiten im Land, die vielen klimatischen Unterschiede, vom Himalaya durch die Wüste, ans Meer, zurück durch den Dschungel im Süden, vorbei an Welterbestätten und unwirklichen Ausblicken. China biete alles was das Herz begehrt. Sieht man von den überhöhten Eintrittspreisen ab, die sich aber mit jedem alten Mitarbeiterausweis als Studentenrabatt leicht umgehen lassen ist so gut wie jeder Nationalpark eine Reise wert.

Ich mache mich jetzt auf den Weg nach Vietnam bevor mein nächstes, schon gebuchtes Flugticket, mich über Weihnachten und Silvester in eine andere schöne Region unserer Erde bringt.

China, ich liebe dich! 
Und China liebt mich. :)

Mittwoch, 14. November 2012

Himmelsbestattung in Litang

Hierbei handelt es sich um einen Nachtrag von Mitte Oktober aus Litang.

Vorweg ein paar Hintergrundinformationen zu einer Himmelbestattung.

Himmelsbestattungen (Sky Burials) sind ein fester Bestandteil der tibetischen Kultur. Neben den Tibetern führen auch andere Volksgruppen, wie z.B. die Parsen in Indien, diese Form der Bestattung durch.
Himmelsbestattungen sind im Grunde aus der Not heraus geboren worden. Durch Mangel an Feuerholz zur Totenverbrennung bzw. permanent gefrorener Steinböden, die eine Beerdigung unmöglich machen, wird bei der Himmelsbestattung der Leichnam an Aasgeier verfüttert. Himmelsbestattungen finden öffentlich statt.

Der Leichnam wird einige Tage im Haus weiter symbolisch mit Essen versorgt. In dieser Zeit von drei bis fünf Tagen wird dem Toten von einem Lama aus dem tibetischen Buch der Toten vorgelesen, um die Seele des Toten zum Verlassen des Körpers zu bewegen. Am Tag der Bestattung wird der Leichnam nach einer letzten Beschwörung des Lamas noch vor Sonnenaufgang zum Bestattungsplatz gebracht. Dort wird der Körper von den Leichenbestattern, den Ragyapas, zerteilt und den Geiern zum Fressen überlassen. Diese tragen nach tibetischer Vorstellung den Verstorbenen ins Bardo, einen Zustand zwischen dem Tod und der Wiedergeburt.


Die Himmelsbestattungen in Litang finden jeweils am Montag, Mittwoch und Freitag statt. Da es sich um öffentliche Bestattungen handelt ist es auch für uns Langnasen gestattet einer solchen Bestattung in ausreichender Distanz beizuwohnen.
Kurz nach Sonnenaufgang machte ich mich mit meinem Kumpel Braden also auf den Weg etwas außerhalb der Stadt. Hinter einem Hügel findet man schließlich den Ort der Himmelsbestattung.
Heute standen mehrere Bestattungen an und es waren dementsprechend relativ viele Menschen anwesend.
Wir platzierten uns im großen Abstand und wollten die verschieden Zeremonien nicht stören. Die Achtung der menschlichen Würde verbat es uns Fotos der Bestattung zu schießen und so müsst ihr euch, bei Interesse, mit Google zufrieden geben.
Die Leichen werden an verschiedene Orte gelegt und dann von den Leichenbestattern zerstückelt.
Währenddessen spielt sich über unseren Köpfen ein faszinierendes Schauspiel ab. Entgegen der vorherigen Berichte werden die Aasgeier nicht angelockt, sondern sie erscheinen plötzlich am Himmel.
Das ist ein wirklich beeindruckender Moment. Wir stehen im Sonnenaufgang, bei eisiger Kälte im Stillen und plötzlich sieht man ca. 20 dieser riesigen Geier hinter dem Berg hervor fliegen. Sie kreisen gemeinsam am Himmel, als wüssten sie an welch Wochentagen ihnen Menschen zum Fraß vorgeworfen werden.
Sie ziehen ihre Kreise immer kleiner und kommen dem Geschehen immer näher, während der Leichenbestatter seine beschwerliche Arbeit mit Axt, Messer und Beil vorführt und die ersten Teile des Leichnams den Geiern entgegen wirft.
Wenig später sieht man vor lauter Geiern nichts mehr von der Leiche. Sie streiten sich förmlich um die besten Teile der Leiche.
Alles unter den Augen der Angehörigen. Wobei man bedenken muss, dass die Seele des Menschen ja in den Tagen zuvor schon in den Himmel aufgestiegen ist und es sich bei dieser Zeremonie nur darum handelt den „menschlichen Abfall“ zu entsorgen.

Zu hören wie ein menschlicher Körper mit Gewalt zerstückelt wird wie ein Tier, zu hören und zu sehen wie das Fleisch dem Bestatter an seinen Schutzanzug spritzt, das war etwas was man nur schwer in Worte fassen kann.
Wir machten uns noch vor dem Ende der ganzen Bestattung auf den Rückweg. Wir hatten genug gesehen.
Google spuckt Bilder aus die von genau diesem Ort in Litang stammen. Wer allerdings zu schwache Nerven oder kein Verständnis für diese Art der Bestattung hat sollte sich mit diesem Artikel zufrieden geben.

Dienstag, 13. November 2012

Peking

Eine Woche habe ich in Chengdu gewartet um eine Einreisegenehmigung nach Tibet zu erhalten. Ich hörte es sollte ein kleines Zeitfenster geben und habe keine Kosten und Mühen gescheut um an die begehrten Papiere zu gelangen.
Genützt hat es nichts und so entschied ich mich ein Zugticket nach Peking zu buchen.
25 Stunden im Schlafwagen vergingen dank der neugierigen Chinesen wie im Flug. Was mich da allerdings erwartete holte mich sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.

Schnee!

Alles klar, Mütze auf, Schal umgeworfen und ab dafür.
Untergekommen bin ich bei einem Freund aus Barcelona, der sich hier in den Hutongs eingemietet hat. Die Hutongs werden immer seltener in Peking. Sie stammen aus den alten Dynastien. Es sind kleine Wohngassen und mit mehreren Parteien teilt man sich einen kleinen Innenhof. Die ersten Tage erlebte ich so wie die Einheimischen ihren Alltag gestalten.
Da die Regierung hier allerdings die Heizung regelt und die Bude von meinem Kumpel alles andere als isoliert ist habe ich mir nach 3 Nächten eine kräftige Erkältung geholt.
Umgezogen in ein Hostel erlebte ich wie Peking den chinesischen Parteitag eröffnete, der bis morgen andauert. Während diesen Tagen wird der Machtwechsel in China vollzogen. Das die Chinesen dabei völlig am Rad drehen wurde mir dann auch schnell klar.
Im Hostel meinte der gute junge Mann hinter der Rezeption: „Some countries wanna destroy China. But China is strong!“
Aha. Propaganda funktioniert also wunderbar.
Abgesehen von den unzählbaren Polizisten, Zivilpolizisten und Soldaten sorgen 1,6 Millionen (!) Freiwillige für die öffentliche Sicherheit. Es wäre bei weitem untertrieben davon zu sprechen, dass an jeder Ecke mehrere Menschen stehen und aufpassen das niemand regierungskritisches Material verteilt oder unerlaubt filmt, nein, an jedem Baum stehen ein bis zwei „Public Securitry Volunteer“ die mit Walki talki ausgestattet nur darauf lauern die nicht weit entfernt stehende Polizei zu informieren.
Am interessantesten allerdings waren für mich die Zivilbeamten. Immer mit Knopf im Ohr und Umhängetasche und stets böse guckend sind sie doch leicht ausfindig zu machen. Trotz zahlreichen Versuche meinerseits wollte jedoch keiner eine Freundschaft mit meiner Kamera eingehen, schade.
Das Internet wurde für die ersten Tage zum ersten Mal massiv mit Störsignalen versehen, weshalb selbst meine VPN Verbindung via Tokio nicht mehr funktionierte.
Der größte öffentliche Platz der Welt, Platz des himmlischen Friedens, war komplett gesperrt und in Taxis war es fortan nicht mehr möglich das Fenster herunterzulassen, man könnte ja Flugblätter verteilen oder Parolen aus dem Fenster schreien...

Abgesehen von all der Willkür hat Peking für mich nicht viel zu bieten. Mir wurde auch schnell klar warum die meisten Reisenden, die 2 bis 4 Wochen im Land sind und nur die großen Städte sehen, China alles andere als gefällt.
Nach einem super Tagesausflug zur chinesischen Mauer war der Zug 28 Stunden in Richtung Süden schnell gebucht und die kurze Hose kann wieder ausgepackt werden.

Da machte jemand den Fehler seine Videokamera rauszuholen!

Le Chef, der mit den zwei Daumen, versteht sich.





Montag, 5. November 2012

Google aktuell...

Ich kann sehen mit welchen Suchbegriffen einige Leute auf meinen Blog stoßen.

Aktuelles Tageshighlight:

"Es muss klatschen und nicht knacken!"

:)


Donnerstag, 1. November 2012

Verfolgt von der Staatssicherheit?

Ich mein, klar....
mr.wunderbar allein, in einem fremden Land und er kann tun und lassen was er will...das könnte die Staatssicherheit durchaus in Aufruhr bringen.

Hier folgt ein Bericht über merkwürdige Vorgänge der letzten 2 Wochen.

Es handelt sich dabei um 2 voneinander (hoffentlich) unabhängige Ereignisse.

Ereignis Nummer 1: Das Ladekabel meines Netbooks hat sich nach einem persönlichen Konflikt mit dem chinesischen Stromnetz ins Jenseits verabschiedet. Ich stand daraufhin mitten in den Bergen ohne meinen treuen Begleiter da. Das ist ja mal eine nette Abwechslung aber wie soll ich bitte abends einschlafen können ohne den Klängen von Wolfgang Petry zu lauschen???
Also hieß es schnellstmöglich Ersatz zu besorgen. Ganz nach Backpacker-Manier wollte ich jeden erdenklichen Cent sparen und bestand auf meine weltweite Garantie.
Nachdem ich geschlagene 4 Stunden erfolglos versucht habe das richtige Asus Büro in der Millionenstadt Chengdu zu finden wurde ich letztendlich doch fündig, nachdem ein Einheimischer den ganzen Weg begleitet hat nachdem ich fast aufgegeben hätte.

Trotz all den Verständigungsproblemen war es kurze Zeit später klar. Ich bekomme ein neues Ladekabel. Zwar mit chinesischem Stecker aber kostenlos und das ist was zählt.
Die Angestellten haben mir dann (versucht) zu erklären, dass sie mein Netbook dabehalten müssen. Irgendetwas wegen Garantie. Passwort brauchen sie auch.
Klug wie ich bin natürlich alles rausgerückt. War wohl dem anstrengenden Tag zu schulden.
Nichts bei gedacht. Sollen sie ruhig alle Daten nehmen. Ich habe ja nichts zu verbergen...

Nach 3 Tagen nahm ich alles wieder in Empfang. Neues Ladekabel, Netbook geputzt, aufgeladen und duftet nach irgendwelchen Blumen. Dazu nach wie vor kostenlos.
Ich also zufrieden und glücklich mein Netbook die folgenden 7 Tage wie ein wilder benutzt. Dann dachte ich mir, weiterhin klug wie ich bin, machste mal ein Systemcheck mit deinem Antivirusprogramm.

Pustekuchen!

Ich konnte nicht auf das Programm zugreifen.
Irgendeine Fehlermeldung die ich nicht verstehe. Alles Versuche auch nur irgendetwas in Bezug auf das Antivirussystem zu öffnen blieben erfolglos. Keine updates, keine Systemüberprüfung, nichts ließ sich öffnen oder ausführen was vorher, bis zur Abgabe des Rechners, einwandfrei funktioniert hatte blieb nun ohne Erfolg.

Desinstalliert (in 2 Versuchen), wieder installiert - funktioniert...hoffe ich.

Ereignis Nummer 2: Ich mit meinem Kumpel Braden bei Mc Donalds. Nach den Wochen im wilden Westen haben wir es förmlich zelebriert. Noch mit Mütze, ranzig und stinkend haben wir uns aufgemacht um wieder den Geschmack des zivilisierten Westens zu genießen.
Vertieft in unsere Burger steht plötzlich eine durchaus attraktive, chinesische junge Frau unseren Alters vor uns und spricht uns in perfektem Englisch an.
Eigentlich nur die Burger im Kopf kannste dann ja doch nicht nein sagen und fängst an mit ihr die üblichen Fragen runter zu rattern. Was dann üblicherweise folgt ist der Austausch von Mailadresse und/oder Nummer.
Mrs. Neugierig wollte dann gleich alles haben. Sie hat uns Gründe aufgetischt die ganz plausibel erscheinen und wir wollten doch eigentlich auch nur die mittlerweile kalten Burger in uns reindrücken.
So wechselte Facebook, Mail, Skype, Handynummer und der richtige Name (klug wie ich bin) den Besitzer. Mit Twitter und QQ (das chinesische Facebook) konnte ich nicht dienen.
Ich bezweifle übrigens, dass wir ihren richtigen Namen bekommen haben.
Die 2 deutschen Geschäftsmänner, die sie kurz zuvor kennengelernt hatte, erzählten mir nebenher auf Deutsch das sie das mit jeden Ausländer macht den sie sieht.
Mit dem Versprechen uns am nächsten Tag zu kontaktieren verließ sie das Lokal zur golden Möwe.

Statt einer netten Einladung oder wenigstens einem Lebenszeichen erwarteten uns nun Anrufe auf unser Handy ohne das aber jemand mit uns sprach. Nach 3 bis 4 Minuten hatte das Gegenüber stets genug und legte auf.
Mir egal, ist ja nicht meine Kohle...

Wir machten unsere Scherze ob sie wohl von der Regierung ist oder engagiert von einer Firma unterwegs ist um Daten von Ausländern zu sammeln!?

Wie dem auch sei.
1,5 Wochen später.
Normal hätte jeder reisende Ausländer diese Stadt schon längst verlassen.

Ich sitz mit einigen Leuten im Barbereich unseres Hostels und genieße die chinesiche Braukunst. Während ich ein Telefonat führe spaziert eine gutaussehende, junge chinesische Frau meines Alters an mir vorbei und spricht meine Freunde an.

Ein kurzer Gruß in meine Richtung, ich grüß eben zurück und telefoniere weiter.

„Die kennste doch irgendwoher...“

Nach vielleicht 2 Minuten wurde mir mit Mal klar. Das ist die *zensiert*!

Ich leg sofort auf.
Unterbreche ihr Gespräch mit meinen Freunden.
Durchaus rabiat. Ich war sauer!

„Ich kenn dich!“

„Ne! Woher?“

„Mc Donalds. 1,5 Wochen her. Du erinnerst dich. Du hast alle meine Kontaktdaten!“

„Wie heißt du?“

„Sascha. S A S C H A.“

„Ahh. Bist du der Kanadier oder der Deutsche? Du sahst komplett anders aus“

„Deutsch! Was machst du hier? Warum bist du hier? Warum stellst du die gleichen Fragen meinen Freunden? Warum sagst du du hast meine Daten nicht? Was machst du mit den Daten? Warum bist du hier obwohl du hier nicht schläfst?“

Sie entschuldigt sich, verlässt den Raum und fängt an zu telefonieren.

Ich Norde meine Kumpels ein...

Sie kommt wieder.

Sie erklärt sie ist verwirrt!?

Sie ist verwirrt? Hallo!? Ich bin verwirrt! Meine Freunde sind verwirrt, wo sie mich doch das erste mal unhöflich mit jemanden sprechen sehen.

Mrs. Neugierig bringt danach einen Widerspruch nach dem anderen.

„Arbeitest du für die Regierung?“

leise redend: „Nein. Ich rede nur gerne mit Ausländern.“

Sie hat ihr Gesicht verloren. Mittlerweile lauscht der ganze Raum unserem Gespräch. Sie fühlt sich sichtlich unwohl und behauptet mit Mal mich noch nie gesehen zuhaben obwohl sie vorher zugegeben hat, dass sie sich an die Situation erinnert.

Sie erklärt sie müsse los. Es tut ihr leid aber sie muss ihre Cousine irgendwo abholen.

Ja ne, is kla.

So schnell wie sie da war, war sie auch wieder weg.


Ich kann das ganz schwer einordnen.
Das China ein Polizeistaat ist ist sofort offensichtlich.
Werde ich hier aber bespitzelt?
Ich fühle mich so.

Meine Kollegen aus dem Hostel halten auch alles für möglich.
Ich weiß nicht ob ich es jemals erfahren werde wo der Sinn dahinter steckt.

Ist es Willkür oder einfach nur dummer Zufall?

Ich weiß es nicht.

Hakuna Matata