Dienstag, 13. November 2012

Peking

Eine Woche habe ich in Chengdu gewartet um eine Einreisegenehmigung nach Tibet zu erhalten. Ich hörte es sollte ein kleines Zeitfenster geben und habe keine Kosten und Mühen gescheut um an die begehrten Papiere zu gelangen.
Genützt hat es nichts und so entschied ich mich ein Zugticket nach Peking zu buchen.
25 Stunden im Schlafwagen vergingen dank der neugierigen Chinesen wie im Flug. Was mich da allerdings erwartete holte mich sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.

Schnee!

Alles klar, Mütze auf, Schal umgeworfen und ab dafür.
Untergekommen bin ich bei einem Freund aus Barcelona, der sich hier in den Hutongs eingemietet hat. Die Hutongs werden immer seltener in Peking. Sie stammen aus den alten Dynastien. Es sind kleine Wohngassen und mit mehreren Parteien teilt man sich einen kleinen Innenhof. Die ersten Tage erlebte ich so wie die Einheimischen ihren Alltag gestalten.
Da die Regierung hier allerdings die Heizung regelt und die Bude von meinem Kumpel alles andere als isoliert ist habe ich mir nach 3 Nächten eine kräftige Erkältung geholt.
Umgezogen in ein Hostel erlebte ich wie Peking den chinesischen Parteitag eröffnete, der bis morgen andauert. Während diesen Tagen wird der Machtwechsel in China vollzogen. Das die Chinesen dabei völlig am Rad drehen wurde mir dann auch schnell klar.
Im Hostel meinte der gute junge Mann hinter der Rezeption: „Some countries wanna destroy China. But China is strong!“
Aha. Propaganda funktioniert also wunderbar.
Abgesehen von den unzählbaren Polizisten, Zivilpolizisten und Soldaten sorgen 1,6 Millionen (!) Freiwillige für die öffentliche Sicherheit. Es wäre bei weitem untertrieben davon zu sprechen, dass an jeder Ecke mehrere Menschen stehen und aufpassen das niemand regierungskritisches Material verteilt oder unerlaubt filmt, nein, an jedem Baum stehen ein bis zwei „Public Securitry Volunteer“ die mit Walki talki ausgestattet nur darauf lauern die nicht weit entfernt stehende Polizei zu informieren.
Am interessantesten allerdings waren für mich die Zivilbeamten. Immer mit Knopf im Ohr und Umhängetasche und stets böse guckend sind sie doch leicht ausfindig zu machen. Trotz zahlreichen Versuche meinerseits wollte jedoch keiner eine Freundschaft mit meiner Kamera eingehen, schade.
Das Internet wurde für die ersten Tage zum ersten Mal massiv mit Störsignalen versehen, weshalb selbst meine VPN Verbindung via Tokio nicht mehr funktionierte.
Der größte öffentliche Platz der Welt, Platz des himmlischen Friedens, war komplett gesperrt und in Taxis war es fortan nicht mehr möglich das Fenster herunterzulassen, man könnte ja Flugblätter verteilen oder Parolen aus dem Fenster schreien...

Abgesehen von all der Willkür hat Peking für mich nicht viel zu bieten. Mir wurde auch schnell klar warum die meisten Reisenden, die 2 bis 4 Wochen im Land sind und nur die großen Städte sehen, China alles andere als gefällt.
Nach einem super Tagesausflug zur chinesischen Mauer war der Zug 28 Stunden in Richtung Süden schnell gebucht und die kurze Hose kann wieder ausgepackt werden.

Da machte jemand den Fehler seine Videokamera rauszuholen!

Le Chef, der mit den zwei Daumen, versteht sich.





1 Kommentar:

  1. Alles ganz schön Video überwacht!
    Wie immer faszinierende Fotos!
    Gefällt mir!
    Liebe Grüße aus der Heimat :-)

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