Sonntag, 30. Dezember 2012

Mal verliert man und mal gewinnen die anderen...

Zum Flughafen in Saigon hatte ich die Wahl zwischen Taxi, Motorradtaxi und dem Localbus.
Die Wahl fiel wie üblicherweise auf die günstigste Variante – Localbus.
Mit 4000 Dong (0,14 €) ein fairer Preis.
Wie ebenfalls üblicherweise in den touristischen Gegenden in Vietnam wird versucht ziemlich plump zu betrügen.
8000 Dong forderte der Kackvogel hinter dem Steuer von mir.

Schlappe 100 Prozent mehr.
Wegen dem Gepäck.
Ist klar.

Ich bin bereits zuvor mit Gepäck in den Bussen Saigons unterwegs gewesen, einen doppelten Preis musste ich nie zahlen.

„Entweder du zahlst oder du bleibst draußen!“

Puls auf 180.

Ich gebe ihm 4000 Dong und setze mich.
Er wird sauer und fordert energisch 4000 Dong mehr.

Die anderen Westler die gerade lächelnd über den Tisch gezogen wurden werden ebenfalls ungeduldig und fordern das ich endlich zahlen soll.

Weitere 4000 Dong ärmer setze ich mich in die letzte Reihe und fluche vor mich hin.

Tschüß Vietnam.
Bis nie.


Angekommen in Sri Lanka führt mich der erste Weg zur Information.

Welche Möglichkeiten habe ich zu meinem Hotel zu kommen?
„Taxi, Tuk Tuk oder Localbus“

Es gibt also einen Localbus.
Gekonnt finde ich durchgeschwitzt nach 30 Minuten die Busstation.

Schnell mit den netten Busfahrern angefreundet und ein, zwei Wörter auf Singhalese gelernt.

„Was kostet denn der Bus nach Negombo?“

„50 Rupees“

Kurz im Kopf gerechnet, knapp 0,30€ . Klingt okay. „Okay. Dankeschön“

Nach ca. 15 Minuten Fahrt erreiche ich fröhlich Negombo.

Ich frage einen netten Einheimischen was der nächste Bus kostet.
„12 Rupees“ (0,07€)

„Kostet jeder Bus 12 Rupees?“

„Ja, 12 -16 Rupees.“


Und wieder hat sich ein Westler lächelnd über den Tisch ziehen lassen.

Hallo Sri Lanka.

Montag, 24. Dezember 2012

Frohe Weihnachten!

viel vorgehabt, wenig probiert und nichts umgesetzt.
So sehen meine Ergebnisse des Weihnachtseintrages aus.

Zu viel zu tun. Zu beschäftigt.
Wie die Rentner unter euch wissen, Zeit ist kostbar und schon gar nicht unbegrenzt verfügbar wie es noch zu Zeiten war als man täglich zu arbeiten hatte.

Meiner Familie, Freunden und allen anderen guten Menschen, Tuk Tuk-Fahrern, Souvenirverkäufern, Flugbegleiterinnen, Saftschubsen und sonstigen Wesen wünsche ich frohe Weihnachten und alles Gute.

Hoch die Tassen und in Gedanken bei euch!




Donnerstag, 13. Dezember 2012

Entführt von Mr. Chow

2 todeslangweilige Tage verbrachte ich im Delta bevor ich einen Platz im Minibus zurück nach Saigon buchte.

In der lebhaften vietnamesischen Hauptstadt, die sich durch ein unfassbares Aufkommen an Motorbikes und freundlichen Locals auszeichnet, wollte ich mir mit einem Neuseeländer den ich gerade erst kennengelernt hatte am Abend ein, zwei lokale Bierspezialitäten verköstigen.

Die Wahl fiel schnell auf ein Strassenlokal mit Fassbier.
7000 Dong für frisch gezapftes Bia Hoi. Das sind umgerechnet 0,26 €cent für 0,33 Liter.

Fair.

Nach dem Genuss der ersten Biere kamen wir ins Gespräch mit den neben uns sitzenden Asiaten im Alter zwischen 35-45 Jahre.
Ein Vietnamese und zwei Koreaner.
Nachdem in typisch-asiatischerweise vor jedem Schluck Bier ein neuer Trinkspruch aufgesagt wird und man sich darauf verständigt hat, dass wir ab sofort nur noch russisch reden, da mir mal wieder unterstellt wurde das ich ja gar kein Deutscher bin wurde die Geschichte amüsant.

Einer der Koreaner erinnerte mich fortan an Mr. Chow. Durchgeknallter Asiate aus dem Film Hangover.
Super Typ.

Mr. Chow fing an vom Weltuntergang am 21. Dezember zu reden. Wir hatten also ohnehin nur noch wenige Tage zu leben.
Er machte uns ein Angebot.

"Komm mit, meine Freunde, ich lade euch ein und ihr werdet einen genialen Abend haben. Am Ende werde ich euch umbringen"

Er sagte das mit einem dieser komischen Lächeln, so dass ich im Gegensatz zu meinem Kiwi-Freund etwas nervös wurde.
Keine 5 Minuten später stand ein Privatauto inkl. Fahrer vor unserem Tisch.
Gut, am 21. Dezember ist eh alles vorbei, also ab dafür.

Ich mit den 3 Asiaten auf der Rückbank und mein Kumpel vorne.

Wir fuhren gute 10 Minuten stadtauswärts und ich machte Witze über den Film Hostel und unser bevorstehendes Ende.
Mr. Chow hielt Wort. Wir hielten an einem "Beer Garden" und wurden einem Tisch zugeteilt.

Live Musik, vernünftiges Bier und attraktive Bedienungen.

So wie's sein muss.

Der Deckel geht komplett auf Mr. Chow und so wurde fleißig geordert und die Preise für das gute belgische Bier von 110.000 Dong (4 Euro) machten niemandem etwas aus.

Serviert wurden außerdem 2 Lachse, Salat und Pommes.

Der Alkohol machte sich langsam bei jedem bemerkbar und Mr. Chow orderte bei der Bedienung " 2 große Messer um diese Bastarde da umzubringen". Das halbe Lokal richtete die Blicke nun auf unseren Tisch.
Er nahm die Messer, stand auf und....ich wusste echt nicht was dieser Mensch mit uns den ganzen Abend vor hatte...und wirft die Messer in unsere Biergläser.

Die Asiaten lachen.

Na sdorov'e!


Die anhalteden Ankündigungen über unserer baldiges Ableben wurden mehr und sie hatten riesigen Spaß daran die Fragezeichen in unseren Gesichtern zu sehen.
Der Abend nahm seinen Lauf und wir übernahmen das Mikrofon.
Der Biergarten hatte sichtlich Spaß.

Zu gegebener Stunde verabschiedete sich der Vietnamese und machte uns klar das wir wenigstens einen letzten schönen Abend hatten.

Der Fahrer brachte uns 4 nun zurück zum Strassenlokal mit dem billigen Bier.


Ab diesem Zeitpunkt zollte der Abend seinen Tribut, deshalb entschuldigt irrationale Entscheidungen. Ich möchte euch dennoch teilhaben lassen.
Mr. Chow kaufte gefühlt die ganze Straße leer. Unser Tisch war voll mit widerlichen asiatischen Snacks und wir um Sonnenbrillen und Armbänder reicher.
Tischnachbarn fragten verdutzt und durchaus ernstgemeint welche Drogen wir genommen hätten....

"Dieser Mann wird uns später umbringen, wir haben nichts zu verlieren"

Die Gesichter der anderen Menschen...köstlich.

Mr. Chow machte nun ernst und wollte mit meiner Mutter im fernen Deutschland reden.
Er gab mir sein Smartphone und ich wählte die Nummer .
Wohlwissend meine Mutter ist dem Englisch nicht unbedingt 100% mächtig.

Ich habe keine Erinnerung mehr was ihr alles erzählt wurde und wie viele Menschen mit meiner Mutter geredet haben, ich weiß nur halb Saigon hatte an diesem Abend Spaß.

Als ich als letzter das Telefon in der Hand hatte hörte ich nur.
"Wo bist du?"
"In Saigon, Mama. Alles gut!"

Ich habe überlebt.
Ich hatte Spaß.
Alle hatten Spaß.
Die Reisemüdigkeit ist vergessen und meine Reise um eine Geschichte reicher.

Weiter geht es heute Abend.
Nächster Halt - Sri Lanka.

Alles gut! 

Sonntag, 9. Dezember 2012

Reise..zzZZzzzZZz..müde!

Es gibt so Zeiten in denen ist man nichts zufrieden.

Ich lebe meinen Traum.

Ich erkunde ferne Länder und erlebe dabei Dinge von denen ich zuvor nicht zu träumen gewagt habe.

Dennoch.

Ich bin unzufrieden.

Ich bin krank.

Reisekrankheit!

Der Kopf ist voll mit erlebtem. Es passt nichts mehr rein. Ich sehne mich nach Dingen denen ich vorher in der Heimat nicht die geringste Würde entgegen gebracht habe.
Ich habe keine Lust mehr jeden Tag gefühlte 50 Mal zu erzählen woher ich komme, wie lange ich unterwegs bin, wie es in Land XY war und wo es als nächstes hingeht.
Ich will keinen floating market, keine Wasserfälle, keine Bienenfarmen und keine kulturellen Tänze mehr sehen.

Das ist nun das dritte Mal in 9 Monaten.
Damit liege ich im Durchschnitt eines Langzeitreisenden.

Abhilfe schafft da nur sich ein paar Tage eine mentale Auszeit zu gönnen.
Haarschnitt.
Rasur.
Neues T-shirt.
Einige Biere verhaften.
Reichlich Filme gucken und so wenig wie möglich unternehmen.

Nach 5 Tagen hat sich es dann und man hat versucht einiges zu verarbeiten.
Mit neuer Energie für die nächsten Abenteuer und Bekanntschaften kann es dann weitergehen.

In diesem Sinne, Hakuna Matata.

Freitag, 7. Dezember 2012

"Hallo Freund"

Das wichtigste im Leben ist....ein gutes Leben zu haben.
Jeder auf seine Art halt.

Klingt stumpf, ist aber so.

Zu einem guten Leben gehört für mich auch dazu meinen Mitmenschen mit einem Lächeln zu begegnen. In einigen Ländern, darunter auch (Nord-)Vietnam, ist es nicht besonders einfach das Eis zwischen der düster dreinblickenden Strassenhändlerin im Alter von jenseits der 60 Jahre und dem wandelnden Goldesel in Form eines Backpackers zu brechen.

Was hilft?

Lern die Landssprache!

Ist die anfängliche Schüchternheit zu Beginn einer Reise erst einmal abgelegt gehört es seit Monaten zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen.
Einfach raus auf die Strasse und ohne Ziel drauf losgehen.
Während man Touristen dabei beobachtet wie sie weder mit den Einheimischen reden, noch sie eines freundlichen Blickes würdigt, schämt man sich für diese Art mit den Menschen umzugehen dessen Land man besucht.

Es ist kein Wunder das die Omi die ihren Fruchtshake seit 30 Jahren verkauft, dich (als Ausländer) nicht sofort umarmt, wo sie doch weiß das Zeit und Freundlichkeit im "Westen" wie ein Fremdwort erscheinen.

Zeig das du es besser kannst.

Redest du auch nur ein paar Wörter in Landessprache wirst du sofort anders behandelt und bekommst mit etwas Geschick auch noch einenen besseren Preis.

Ein "Du bist hübsch" in Landessprache, natürlich völlig falsch ausgesprochen, hat bis jetzt noch jede Lady zum Lachen gebracht.
"Where are you from?" ist meistens die erste Frage die dann kommt.
"Germany!"
"Ahhhh Germany..."
Daraufhin folgt ein Lächeln und du kannst dir sicher sein wieder einen guten Eindruck für dein Vaterland hinterlassen zu haben.

Mach dir nichts draus, dass du für deine falsche Aussprache ausgelacht wirst.
Lache mit ihnen und du kannst dir sicher sein sie würdigen es!

Investiere deine Zeit um mit den Leuten zu reden.
Der TukTuk Fahrer in Kambodscha, der Eisverkäufer in China und der Mann mit seiner Strassenküche in Indonesien; sie alle werden dir in Zukunft helfen und beim nächsten Wiedersehen kannst du dir eines sicher sein.
Ein Lächeln und ein Handschlag zur Begrüssung  gehören dir, auch wenn du als Goldesel heute keine Geschenke verteilst.

Beispiel Vietnamesisch. Alles was du brauchst um ein guter Freund zu werden oder die örtlichen Schönheiten zu beeindrucken.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Kein Schnee in Sichtweite...


..trotz dieser unglücklichen Umstände zum 1. Advent wünsche ich euch eine schöne Adventszeit!

Ich halt die Stellung.

Donnerstag, 29. November 2012

Eindrücke aus dem nördlichen Vietnam

Zurück nach Südostasien.
Vietnam als Ziel vor Augen.

Von Nanning in China ging es schweren Herzens ins vietnamesische Hanoi.
Bevor ich China verlasse wird mein Pass sage und schreibe fünf Mal kontrolliert.
ABM auf chinesisch. Alles dient dem Staatsschutz.

Vom pompösen Grenzgebäude in China, gelegen in einer nett gepflegten Parklandschaft überquere ich die Grenze zu Fuß und stehe vor schlecht gelaunt aussehenden Grenzbeamten auf vietnamesischer Seite. Wenigstens das haben sie gemeinsam.

Stempel wird mir, im Gegensatz zu den Chinesen, ohne Schmiergeld in den Pass gedrückt. Die legen für den Stempel 10 Yuan (1,25€) auf den Tisch. Ob es nur dazu dient, dass sie bevorzugt gestempelt werden konnte ich aber nicht herausfinden.

So weit, so gut.

Entspannte Busfahrt durchs Gewusel der Motorroller.
Einen Stinkefinger zur Begrüßung von einem am Straßenrand sitzenden Vietnamesen und schon sitze ich in der Altstadt Hanois und schlürfe die erste Nudelsuppe.

Nach 11 Tagen Vietnam halten sich die Emotionen für dieses Land in Grenzen.
Das erfreulichste ist das Wetter.
Endlich wieder Shorts und Shirt.
Strand und Sonne.
Bier. Oh ja, Bier. Vietnam erfreut mit richtigem Bier. Im Durchschnitt 4 bis 5 Prozent Alkoholgehalt. In China gibt’s gerne mal 2,9 Prozent. Da gehst du öfter auf Toilette als bei einem durchschnittlichen burmesischen Durchfall.

Wo wir schon mal dabei sind. Die Toiletten hier sind ein Traum.
Westliche Toiletten.
Überall!

„Dein Bett, ist wie meine Toilette.“
Als Antwort auf ein Gespräch mit einer Finnin die mir versuchte zu erklären wie wichtig ihr ein vernünftiges Bett ist. Dank meinem „fabelhaften“ Englisch hatte ich die Lacher auf meiner Seite.

Joa, ansonsten das Übliche.
Wasserfälle.
Pagoden.
Tempel.
Grotten.
Strände.
Wandern.

Die Ha Long Bay sticht dabei als einziges Hervor. Eine Bucht mit tausenden kleinen Inseln die per Boot besucht wird. Man übernachtet dabei auf dem Boot in der Bucht und genießt abends in geselliger Runde die super Atmosphäre.

Ein kleiner Tipp noch an die weiblichen Geschöpfe da draußen. Die „Kapitäne“ der Boote stehen am Abend gerne und kostenfrei für weitere Dienste zur Verfügung.
Piloten und Kapitäne stehen bei euch doch ganz oben auf der Liste, da könnt ihr mir erzählen was ihr wollt.

Ich befinde mich nun auf dem Weg in den Süden und ich habe mir vorgenommen einige Tage einfach mal drauf los zu fahren.
Gucken wir mal.

Alles kann, nichts muss...








Samstag, 24. November 2012

Was brauchst du mehr?

Stellt euch vor ihr seid seit 8,5 Monaten unterwegs.
Du weißt mittlerweile was es bedeutet einen "freien" Kopf zu haben.
Du sitzt mitte November in Shorts und T-shirt an einem reich gedeckten Tisch und die Musik stimmt dich nachdenklich.
Neben dir erstrahlt die Persönlichkeit einer Bilderbuchfrau während du es immer noch nicht fassen kannst was du gerade entdeckt hast...





Samstag, 17. November 2012

Auf ein Wiedersehen!

China.
Reich der Mitte.
Bevölkerungsreichstes Land der Erde.

Vor etwas mehr als 2 Monaten betrat ich das erste Mal in meinem Leben dieses Land.
Völlig ohne Erwartungen und mit einem dreimonatigem Visum in der Tasche machte ich mich auf um ein Land zu erkunden welches mich eigentlich nie besonders interessiert hat.

Die ersten 24 Stunden waren die reinste Hölle und ich war mehr als schlecht gelaunt. Was sich daraufhin aber entwickelte ist großartig.
China streitet sich nun mit Indonesien um die Spitze meiner Lieblingsländer.

Ein paar Fakten und erlebtes zu einigen Stichpunkten.

Menschen:

In unserem Klischee sehen wir die Chinesen rülpsen, auf die Straße rotzen, drängelnd und sich gegenseitig anschreiend was aber einer normalen Unterhaltung entspricht. Was soll ich sagen? Es stimmt einfach...
Das entspricht nicht ganz unseren Vorstellungen von einer angenehmen Gesellschaft, allerdings sind das auch nie einzigen negativen Punkte. Hat man sich erst mal daran gewöhnt, tut man das meiste mit einem Lächeln ab.
Und so sind die Chinesen neugierig ohne Ende, bestehen darauf das du dir mit ihnen das Essen teilst, lieben es sich an der Theke mit Westlern zu messen und sind ohne Ende stolz auf Chinas Wachstum.
Es war während den letzten Monaten immer lustig und ein echtes Erlebnis mit Chinesen seine Zeit zu verbringen. Spricht man erst mal einige Worte chinesisch ist das Eis schnell gebrochen und man gewinnt viele neue Freunde die mir bei Problemen immer geholfen haben. Es ist extrem sinnvoll die Handynummer von Englisch sprechenden Chinesen zu haben, wenn du dich abseits der ausgetretenen Pfade bewegst!
Tischtennis ist, als Volkssport Nummer 1, eine ideale Gelegenheit mit den Locals in Kontakt zu kommen. Einfach durch Parkanlagen oder einen beliebigen Campus schlendern und es dauert nicht lange bis man an der Platte steht und einem die Bälle nur so um die Ohren fliegen. Mein Highlight war das Spiel gegen eine geschätzt 60-65 Jahre alte Lady die mir im typischen „Chinesengriff“ die Bälle im Sekundentakt aus dem Stand entgegen schmettert.
Tischtennis spielen, das könn' se!

Verkehr:

Krank! Einfach nur krank. Das Verkehrsaufkommen spielt dabei keine Rolle, denn das ist wesentlich geringer als beispielsweise in Südostasien, was die Sache aber wieder gefährlicher macht weil alle schneller unterwegs sind.
Die Chinesen sind wenn sie motorisiert unterwegs sind unberechenbar.
Im Gegensatz zu Südostasien weicht hier keiner aus wenn du die Straße überquerst. Der Chinese ist Chef wenn er im Auto sitzt und ein Fußgänger hat keine Berechtigung, auch nicht bei einer grünen Ampel.
Das gefährlichste überhaupt spielt sich auf den Bergpässen im Hochgebirge ab. Wie schon berichtet wird überall überholt auch wenn die Überlebenschance bei gefühlten 0,1 Prozent steht. Zahlreiche Unfälle und Schlägereien wurden so mit Schweißperlen aus dem Auto beobachtet.

Essen:

Genial! Mein Favorit sind die Dumplings. Gefüllte Teigtaschen wahlweise in Suppe, einzeln oder frittiert.
Aber egal was man bestellt, hauptsache scharf. Nach dem ersten Bissen 30 Sekunden husten, Nase putzen, Taschentücher bereit halten und dann genießen.
Achja, nichts mit Süß-sauer! Was in Deutschland beim Chinamann der Renner ist, ist im Reich der Mitte unauffindbar. Eine plumpe Erfindung oder was auch immer. Es gibt kein einziges süß-saures Gericht in China!

Clubbing:

Mein Lieblingsthema. Die Clubs ist China sind das verrückteste und beste was ich in Sachen Clubbing bisher erlebt habe.
Sieht man von den Ausländerstädten wie Peking und Shanghai ab erlebt man in den Provinzhauptstädten wie Kunming oder Chengdu Nächte die ein Leben lang unvergessen bleiben.
Nicht einen einzigen verdammten Drink habe ich bezahlt. Gehst du in China in einen Club bist du der Star! Es ist „in“ sich mit einem Westler zu zeigen und so muss man sich schon etwas unter Kontrolle haben um nicht nach einer Runde in der Disko total besoffen mit dem nächsten Taxi zurück ins Hotel zu fahren.
Die Männer messen sich mit dir also im Trinken und die Frauen erfreuen sich am Tanzen und fotografieren. Ganz wichtig, je lächerlicher und ausgefallener man tanzt desto mehr Ruhm erntet man. Besonderen Spaß hatte ich da mit meinem Kumpel Braden. Abwechselnd haben wir versucht uns größtmöglich lächerlich zu machen, wohlwissend als Stars des Abends zu enden. Wofür man in Deutschland wahrscheinlich von den Securitys rausgeschmissen wird tanzt in China der ganze Club nach deiner Nase.
In Chengdu übernimmt der Club selbst übrigens die Getränke für die Westler. Erst am Wahrheitsgehalt gezweifelt, fesselte mich dieser Umstand für knapp 2 Wochen in der selben, eigentlich langweiligen Stadt.
Männer, kommt nach China!

Land(schaft):

Dieses Land ist riiiieeesig. Es gibt unglaublich viel zu sehen. Wo Australien in der Mitte eine Wüste hat, wo Russland im Norden von Steppe beherrscht wird, da ist es in China die pure Abwechslung. Die vielen Minderheiten im Land, die vielen klimatischen Unterschiede, vom Himalaya durch die Wüste, ans Meer, zurück durch den Dschungel im Süden, vorbei an Welterbestätten und unwirklichen Ausblicken. China biete alles was das Herz begehrt. Sieht man von den überhöhten Eintrittspreisen ab, die sich aber mit jedem alten Mitarbeiterausweis als Studentenrabatt leicht umgehen lassen ist so gut wie jeder Nationalpark eine Reise wert.

Ich mache mich jetzt auf den Weg nach Vietnam bevor mein nächstes, schon gebuchtes Flugticket, mich über Weihnachten und Silvester in eine andere schöne Region unserer Erde bringt.

China, ich liebe dich! 
Und China liebt mich. :)

Mittwoch, 14. November 2012

Himmelsbestattung in Litang

Hierbei handelt es sich um einen Nachtrag von Mitte Oktober aus Litang.

Vorweg ein paar Hintergrundinformationen zu einer Himmelbestattung.

Himmelsbestattungen (Sky Burials) sind ein fester Bestandteil der tibetischen Kultur. Neben den Tibetern führen auch andere Volksgruppen, wie z.B. die Parsen in Indien, diese Form der Bestattung durch.
Himmelsbestattungen sind im Grunde aus der Not heraus geboren worden. Durch Mangel an Feuerholz zur Totenverbrennung bzw. permanent gefrorener Steinböden, die eine Beerdigung unmöglich machen, wird bei der Himmelsbestattung der Leichnam an Aasgeier verfüttert. Himmelsbestattungen finden öffentlich statt.

Der Leichnam wird einige Tage im Haus weiter symbolisch mit Essen versorgt. In dieser Zeit von drei bis fünf Tagen wird dem Toten von einem Lama aus dem tibetischen Buch der Toten vorgelesen, um die Seele des Toten zum Verlassen des Körpers zu bewegen. Am Tag der Bestattung wird der Leichnam nach einer letzten Beschwörung des Lamas noch vor Sonnenaufgang zum Bestattungsplatz gebracht. Dort wird der Körper von den Leichenbestattern, den Ragyapas, zerteilt und den Geiern zum Fressen überlassen. Diese tragen nach tibetischer Vorstellung den Verstorbenen ins Bardo, einen Zustand zwischen dem Tod und der Wiedergeburt.


Die Himmelsbestattungen in Litang finden jeweils am Montag, Mittwoch und Freitag statt. Da es sich um öffentliche Bestattungen handelt ist es auch für uns Langnasen gestattet einer solchen Bestattung in ausreichender Distanz beizuwohnen.
Kurz nach Sonnenaufgang machte ich mich mit meinem Kumpel Braden also auf den Weg etwas außerhalb der Stadt. Hinter einem Hügel findet man schließlich den Ort der Himmelsbestattung.
Heute standen mehrere Bestattungen an und es waren dementsprechend relativ viele Menschen anwesend.
Wir platzierten uns im großen Abstand und wollten die verschieden Zeremonien nicht stören. Die Achtung der menschlichen Würde verbat es uns Fotos der Bestattung zu schießen und so müsst ihr euch, bei Interesse, mit Google zufrieden geben.
Die Leichen werden an verschiedene Orte gelegt und dann von den Leichenbestattern zerstückelt.
Währenddessen spielt sich über unseren Köpfen ein faszinierendes Schauspiel ab. Entgegen der vorherigen Berichte werden die Aasgeier nicht angelockt, sondern sie erscheinen plötzlich am Himmel.
Das ist ein wirklich beeindruckender Moment. Wir stehen im Sonnenaufgang, bei eisiger Kälte im Stillen und plötzlich sieht man ca. 20 dieser riesigen Geier hinter dem Berg hervor fliegen. Sie kreisen gemeinsam am Himmel, als wüssten sie an welch Wochentagen ihnen Menschen zum Fraß vorgeworfen werden.
Sie ziehen ihre Kreise immer kleiner und kommen dem Geschehen immer näher, während der Leichenbestatter seine beschwerliche Arbeit mit Axt, Messer und Beil vorführt und die ersten Teile des Leichnams den Geiern entgegen wirft.
Wenig später sieht man vor lauter Geiern nichts mehr von der Leiche. Sie streiten sich förmlich um die besten Teile der Leiche.
Alles unter den Augen der Angehörigen. Wobei man bedenken muss, dass die Seele des Menschen ja in den Tagen zuvor schon in den Himmel aufgestiegen ist und es sich bei dieser Zeremonie nur darum handelt den „menschlichen Abfall“ zu entsorgen.

Zu hören wie ein menschlicher Körper mit Gewalt zerstückelt wird wie ein Tier, zu hören und zu sehen wie das Fleisch dem Bestatter an seinen Schutzanzug spritzt, das war etwas was man nur schwer in Worte fassen kann.
Wir machten uns noch vor dem Ende der ganzen Bestattung auf den Rückweg. Wir hatten genug gesehen.
Google spuckt Bilder aus die von genau diesem Ort in Litang stammen. Wer allerdings zu schwache Nerven oder kein Verständnis für diese Art der Bestattung hat sollte sich mit diesem Artikel zufrieden geben.

Dienstag, 13. November 2012

Peking

Eine Woche habe ich in Chengdu gewartet um eine Einreisegenehmigung nach Tibet zu erhalten. Ich hörte es sollte ein kleines Zeitfenster geben und habe keine Kosten und Mühen gescheut um an die begehrten Papiere zu gelangen.
Genützt hat es nichts und so entschied ich mich ein Zugticket nach Peking zu buchen.
25 Stunden im Schlafwagen vergingen dank der neugierigen Chinesen wie im Flug. Was mich da allerdings erwartete holte mich sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.

Schnee!

Alles klar, Mütze auf, Schal umgeworfen und ab dafür.
Untergekommen bin ich bei einem Freund aus Barcelona, der sich hier in den Hutongs eingemietet hat. Die Hutongs werden immer seltener in Peking. Sie stammen aus den alten Dynastien. Es sind kleine Wohngassen und mit mehreren Parteien teilt man sich einen kleinen Innenhof. Die ersten Tage erlebte ich so wie die Einheimischen ihren Alltag gestalten.
Da die Regierung hier allerdings die Heizung regelt und die Bude von meinem Kumpel alles andere als isoliert ist habe ich mir nach 3 Nächten eine kräftige Erkältung geholt.
Umgezogen in ein Hostel erlebte ich wie Peking den chinesischen Parteitag eröffnete, der bis morgen andauert. Während diesen Tagen wird der Machtwechsel in China vollzogen. Das die Chinesen dabei völlig am Rad drehen wurde mir dann auch schnell klar.
Im Hostel meinte der gute junge Mann hinter der Rezeption: „Some countries wanna destroy China. But China is strong!“
Aha. Propaganda funktioniert also wunderbar.
Abgesehen von den unzählbaren Polizisten, Zivilpolizisten und Soldaten sorgen 1,6 Millionen (!) Freiwillige für die öffentliche Sicherheit. Es wäre bei weitem untertrieben davon zu sprechen, dass an jeder Ecke mehrere Menschen stehen und aufpassen das niemand regierungskritisches Material verteilt oder unerlaubt filmt, nein, an jedem Baum stehen ein bis zwei „Public Securitry Volunteer“ die mit Walki talki ausgestattet nur darauf lauern die nicht weit entfernt stehende Polizei zu informieren.
Am interessantesten allerdings waren für mich die Zivilbeamten. Immer mit Knopf im Ohr und Umhängetasche und stets böse guckend sind sie doch leicht ausfindig zu machen. Trotz zahlreichen Versuche meinerseits wollte jedoch keiner eine Freundschaft mit meiner Kamera eingehen, schade.
Das Internet wurde für die ersten Tage zum ersten Mal massiv mit Störsignalen versehen, weshalb selbst meine VPN Verbindung via Tokio nicht mehr funktionierte.
Der größte öffentliche Platz der Welt, Platz des himmlischen Friedens, war komplett gesperrt und in Taxis war es fortan nicht mehr möglich das Fenster herunterzulassen, man könnte ja Flugblätter verteilen oder Parolen aus dem Fenster schreien...

Abgesehen von all der Willkür hat Peking für mich nicht viel zu bieten. Mir wurde auch schnell klar warum die meisten Reisenden, die 2 bis 4 Wochen im Land sind und nur die großen Städte sehen, China alles andere als gefällt.
Nach einem super Tagesausflug zur chinesischen Mauer war der Zug 28 Stunden in Richtung Süden schnell gebucht und die kurze Hose kann wieder ausgepackt werden.

Da machte jemand den Fehler seine Videokamera rauszuholen!

Le Chef, der mit den zwei Daumen, versteht sich.





Montag, 5. November 2012

Google aktuell...

Ich kann sehen mit welchen Suchbegriffen einige Leute auf meinen Blog stoßen.

Aktuelles Tageshighlight:

"Es muss klatschen und nicht knacken!"

:)


Donnerstag, 1. November 2012

Verfolgt von der Staatssicherheit?

Ich mein, klar....
mr.wunderbar allein, in einem fremden Land und er kann tun und lassen was er will...das könnte die Staatssicherheit durchaus in Aufruhr bringen.

Hier folgt ein Bericht über merkwürdige Vorgänge der letzten 2 Wochen.

Es handelt sich dabei um 2 voneinander (hoffentlich) unabhängige Ereignisse.

Ereignis Nummer 1: Das Ladekabel meines Netbooks hat sich nach einem persönlichen Konflikt mit dem chinesischen Stromnetz ins Jenseits verabschiedet. Ich stand daraufhin mitten in den Bergen ohne meinen treuen Begleiter da. Das ist ja mal eine nette Abwechslung aber wie soll ich bitte abends einschlafen können ohne den Klängen von Wolfgang Petry zu lauschen???
Also hieß es schnellstmöglich Ersatz zu besorgen. Ganz nach Backpacker-Manier wollte ich jeden erdenklichen Cent sparen und bestand auf meine weltweite Garantie.
Nachdem ich geschlagene 4 Stunden erfolglos versucht habe das richtige Asus Büro in der Millionenstadt Chengdu zu finden wurde ich letztendlich doch fündig, nachdem ein Einheimischer den ganzen Weg begleitet hat nachdem ich fast aufgegeben hätte.

Trotz all den Verständigungsproblemen war es kurze Zeit später klar. Ich bekomme ein neues Ladekabel. Zwar mit chinesischem Stecker aber kostenlos und das ist was zählt.
Die Angestellten haben mir dann (versucht) zu erklären, dass sie mein Netbook dabehalten müssen. Irgendetwas wegen Garantie. Passwort brauchen sie auch.
Klug wie ich bin natürlich alles rausgerückt. War wohl dem anstrengenden Tag zu schulden.
Nichts bei gedacht. Sollen sie ruhig alle Daten nehmen. Ich habe ja nichts zu verbergen...

Nach 3 Tagen nahm ich alles wieder in Empfang. Neues Ladekabel, Netbook geputzt, aufgeladen und duftet nach irgendwelchen Blumen. Dazu nach wie vor kostenlos.
Ich also zufrieden und glücklich mein Netbook die folgenden 7 Tage wie ein wilder benutzt. Dann dachte ich mir, weiterhin klug wie ich bin, machste mal ein Systemcheck mit deinem Antivirusprogramm.

Pustekuchen!

Ich konnte nicht auf das Programm zugreifen.
Irgendeine Fehlermeldung die ich nicht verstehe. Alles Versuche auch nur irgendetwas in Bezug auf das Antivirussystem zu öffnen blieben erfolglos. Keine updates, keine Systemüberprüfung, nichts ließ sich öffnen oder ausführen was vorher, bis zur Abgabe des Rechners, einwandfrei funktioniert hatte blieb nun ohne Erfolg.

Desinstalliert (in 2 Versuchen), wieder installiert - funktioniert...hoffe ich.

Ereignis Nummer 2: Ich mit meinem Kumpel Braden bei Mc Donalds. Nach den Wochen im wilden Westen haben wir es förmlich zelebriert. Noch mit Mütze, ranzig und stinkend haben wir uns aufgemacht um wieder den Geschmack des zivilisierten Westens zu genießen.
Vertieft in unsere Burger steht plötzlich eine durchaus attraktive, chinesische junge Frau unseren Alters vor uns und spricht uns in perfektem Englisch an.
Eigentlich nur die Burger im Kopf kannste dann ja doch nicht nein sagen und fängst an mit ihr die üblichen Fragen runter zu rattern. Was dann üblicherweise folgt ist der Austausch von Mailadresse und/oder Nummer.
Mrs. Neugierig wollte dann gleich alles haben. Sie hat uns Gründe aufgetischt die ganz plausibel erscheinen und wir wollten doch eigentlich auch nur die mittlerweile kalten Burger in uns reindrücken.
So wechselte Facebook, Mail, Skype, Handynummer und der richtige Name (klug wie ich bin) den Besitzer. Mit Twitter und QQ (das chinesische Facebook) konnte ich nicht dienen.
Ich bezweifle übrigens, dass wir ihren richtigen Namen bekommen haben.
Die 2 deutschen Geschäftsmänner, die sie kurz zuvor kennengelernt hatte, erzählten mir nebenher auf Deutsch das sie das mit jeden Ausländer macht den sie sieht.
Mit dem Versprechen uns am nächsten Tag zu kontaktieren verließ sie das Lokal zur golden Möwe.

Statt einer netten Einladung oder wenigstens einem Lebenszeichen erwarteten uns nun Anrufe auf unser Handy ohne das aber jemand mit uns sprach. Nach 3 bis 4 Minuten hatte das Gegenüber stets genug und legte auf.
Mir egal, ist ja nicht meine Kohle...

Wir machten unsere Scherze ob sie wohl von der Regierung ist oder engagiert von einer Firma unterwegs ist um Daten von Ausländern zu sammeln!?

Wie dem auch sei.
1,5 Wochen später.
Normal hätte jeder reisende Ausländer diese Stadt schon längst verlassen.

Ich sitz mit einigen Leuten im Barbereich unseres Hostels und genieße die chinesiche Braukunst. Während ich ein Telefonat führe spaziert eine gutaussehende, junge chinesische Frau meines Alters an mir vorbei und spricht meine Freunde an.

Ein kurzer Gruß in meine Richtung, ich grüß eben zurück und telefoniere weiter.

„Die kennste doch irgendwoher...“

Nach vielleicht 2 Minuten wurde mir mit Mal klar. Das ist die *zensiert*!

Ich leg sofort auf.
Unterbreche ihr Gespräch mit meinen Freunden.
Durchaus rabiat. Ich war sauer!

„Ich kenn dich!“

„Ne! Woher?“

„Mc Donalds. 1,5 Wochen her. Du erinnerst dich. Du hast alle meine Kontaktdaten!“

„Wie heißt du?“

„Sascha. S A S C H A.“

„Ahh. Bist du der Kanadier oder der Deutsche? Du sahst komplett anders aus“

„Deutsch! Was machst du hier? Warum bist du hier? Warum stellst du die gleichen Fragen meinen Freunden? Warum sagst du du hast meine Daten nicht? Was machst du mit den Daten? Warum bist du hier obwohl du hier nicht schläfst?“

Sie entschuldigt sich, verlässt den Raum und fängt an zu telefonieren.

Ich Norde meine Kumpels ein...

Sie kommt wieder.

Sie erklärt sie ist verwirrt!?

Sie ist verwirrt? Hallo!? Ich bin verwirrt! Meine Freunde sind verwirrt, wo sie mich doch das erste mal unhöflich mit jemanden sprechen sehen.

Mrs. Neugierig bringt danach einen Widerspruch nach dem anderen.

„Arbeitest du für die Regierung?“

leise redend: „Nein. Ich rede nur gerne mit Ausländern.“

Sie hat ihr Gesicht verloren. Mittlerweile lauscht der ganze Raum unserem Gespräch. Sie fühlt sich sichtlich unwohl und behauptet mit Mal mich noch nie gesehen zuhaben obwohl sie vorher zugegeben hat, dass sie sich an die Situation erinnert.

Sie erklärt sie müsse los. Es tut ihr leid aber sie muss ihre Cousine irgendwo abholen.

Ja ne, is kla.

So schnell wie sie da war, war sie auch wieder weg.


Ich kann das ganz schwer einordnen.
Das China ein Polizeistaat ist ist sofort offensichtlich.
Werde ich hier aber bespitzelt?
Ich fühle mich so.

Meine Kollegen aus dem Hostel halten auch alles für möglich.
Ich weiß nicht ob ich es jemals erfahren werde wo der Sinn dahinter steckt.

Ist es Willkür oder einfach nur dummer Zufall?

Ich weiß es nicht.

Hakuna Matata

Montag, 29. Oktober 2012

Ein Geburtstag den nicht jeder überlebte

Tiger leaping gorge.
Die tiefste Schlucht der Erde.

Vom tiefsten zum höchsten Punkt misst man 3900 Meter.

Damit der ideale Ort um vor den chinesischen Touristen zu fliehen und einen entspannten Geburtstag in den Bergen zu verbringen.

Da ich getreu dem Motto handel „Alles kann, nichts muss...“ habe ich die Strapatzen mit meinem gesamten Gepäck auf mich genommen. Ich bin einfach gestartet, da ich mehr als die üblichen 2 Tage in denen der große Teil der Schlucht durchwandert werden kann bleiben wollte und falls möglich bis ins nächste und erste tibetische Dorf wandern.

Alleine und frohen Mutes aufgebrochen ging es los mit strahlendem Sonnenschein die ersten Höhenmeter zu bewältigen. Doch nach kurzer Zeit realisierte ich auf was ich mich hier eingelassen hatte.
Die ungewohnte Höhe, ungewohnte Belastung und ungewohntes frühe Aufstehen zeigten mir schnell meine Grenzen auf.
Ohne Gepäck wäre ich wohl auch so schnell unterwegs gewesen wie die zahlreichen anderen Wanderer doch so musste ich schwitzend zusehen wie im Minutentakt die Leute nur so an mir vorbei rannten.
Allerdings hat das ganze auch seine Vorteile. Durch die langsame Fortbewegung hatte ich mehr Zeit die wundervolle Umgebung zu genießen und den ein oder anderen Tee mit den Einheimischen zu trinken.

Etwas besonderes ergibt sich auch aus der Zusammenstellung der kleinen Verkaufsstände am Rande des Weges. Neben Früchten, Cola, Wasser und Schnickers war stets eine nette Menge an Marihuana im Angebot der netten alten Damen.


Ich hatte mir am ersten Tag vorgenommen nur bis zum ersten Guesthouse „Mama Naxi“ zu wandern. Schien es auf der Karte doch als könnte ich fast dorthin sprinten.
Als ich mich nach 2 Stunden im plötzlich einsetzenden Regen wiederfand war von meinem frohen Mut nichts mehr übrig. Ich suchte vergeblich Zuflucht unter den Bäumen und war bis auf die Unterhose durchnässt. Mein Netbook habe ich aber erfolgreich mit meinem Leben verteitigt. Man muss ja manchmal Prioritäten setzen.
Irgendwann kam ich dann in einem kleinen Bergdorf an und verschwand noch am helllichten Tag todeserschöpft im Bett.

Den nächsten Morgen wartete ich ab bis der Regen aufhörte und machte mich dann auf um einen der anstrengendsten Teile der Schlucht zu besteigen. In „28 Kurven“ geht es stets bergauf bis zum höchsten Punkt der Wanderung. Die 28 Kurven kamen mir dann aber eher wie 280 Kurven vor, vielleicht haben es die Chinesen beim Zählen wieder mal nicht so genau genommen.
Nach einigen Metern entdecke ich eine einheimische Frau mittleren Alters ungefähr 20 Meter entfernt auf einem Feld arbeiten. Nett wie ich bin grüße ich sie auf chinesisch.

Zack! Sie greift sich in Windeseile einen faustgroßen Stein, deutet an ihn nach mir werfen und schreit irgendwas auf chinesisch.

What the fuck!?

Ich hebe die Hände um ihr zu signalisieren das ich ihr nichts böses will und suche schnell das weite. Okay, sie hat eine kleine Sichel mit der sie auf dem Feld arbeitet. Ich habe nur gehofft das sie mir nicht folgt. Manchmal hat das Alleinsein auch seine Nachteile....
Wie ich später vom nächsten Guesthouse erfahre ist sie geistig behindert und wurde als Kind mehrfach misshandelt wieso sie verständlicherweise Angst vor fremden Menschen hat.
Warum um Gottes willen wird sie dann aber mit einer Sichel alleine auf einem Feld gelassen!?

Die letzten Meter bis zu diesem höchsten Punkt könnt ihr weiter unten in einem Video verfolgen.

Die nächsten 2 Tage wanderte ich von Guesthouse zu Guesthouse und mein Geburtstag rückte immer näher.
Mit einem Neuseeländer bewältigte ich die letzte Tagesetappe zum Walnussgarten und genoss die sehr gastfreundliche Familie hoch in den Bergen. 99 Prozent der Wanderer erreichen diesen Punkt nicht, da sie vorher einen Bus zurück in die Stadt nehmen. Wenn man die Zeit hat empfehle ich aber zu 100% die komplette Schlucht zu durchwandern.

Wie es das Schicksal so will erreicht eine Chinesin und ein Deutscher mit denen ich beiden voll auf einer Wellenlänge bin ebenfalls am gleichen Tag das Guesthouse. Als einzige Gäste für die nächsten 2 Tage können wir ganz ungeniert lautstark meinen Geburtstag feiern.
Die Besitzer des Guesthouse liessen es sich dann auch nicht nehmen eine Ziege zu schlachten und diese abends kostenfrei zum Verzehr zu Verfügung zu stellen. Welch Gaumenfreude!
...
1, 2, 3 Esel zähle ich...
Mit schwerem Kopf und eine Stunde zu spät machten wir uns tags darauf gemeinsam auf die 8 Stunden Wanderung inkl. Führer und Esel (fürs Gepäck) zum tibetischen Dorf zu bewältigen.
Teilweise ging es auf allen Vieren voran. Ohne Führer auf man auf diesem Pfad verloren. Keine Chance den Weg allein zu finden.

Nach insgesamt einer Woche wandern hatten nicht nur meine Füße genug. Auch meine Augen hatten für den Moment genug von Bergen, Schluchten und tollen Aussichten.

Doch jetzt war ich erst so richtig auf den Geschmack gekommen...!


Sonntag, 28. Oktober 2012

Per Anhalter durch den wilden Westen

Da es selbst in einer geführten Gruppentour nicht mehr möglich ist in die chinesische Provinz Tibet einzureisen, da China die Provinz für Ausländer gesperrt hat nachdem sich erneut Menschen aus Protest auf offener Strasse verbrannt haben, hieß es einen Plan-B zu entwickeln.

Aber fangen wir von vorne an.

In Shangri-La, einem angeblichen Paradies das aber keines ist traf ich Braden ein lustiger Kerl aus Kanada.
Als wir zusammen zu Abend gegessen haben machte er mir die Idee schmackhaft mit ihm zusammen den Westen der Provinz Sichuan zu bereisen.
Das besondere daran ist, das dieses Gebiet nahezu unerschlossen ist und es zum tibetischen Kulturkreis gehört.
90 Prozent der Einwohner sind Tibeter; Häuser, Kleidung, Verhalten, Sprache, Glauben; dies alles beruht auf tibetischem Ursprung.
Wir hörten zuvor von Reisenden die aus dieser Gegend von der Polizei direkt wieder zurückgeschickt wurden, manchmal konnte man als Ausländer nicht einmal ein Busticket für diese Gegend kaufen.

Am nächsten Morgen ergatterte ich dann das allerletzte Busticket ins 10 Stunden entfernte Xiangcheng.
Die Bustour selbst wurde nach ungefähr 6 Stunden für mich bis dahin ungewöhnlich ungemütlich. Straßen wurden zu dem schlimmsten gerade noch befahrbaren Untergrund den ich bis jetzt erlebt habe und das sollte die nächsten Wochen so bleiben. Da kommt auch Nordlaos nicht mit.

Xiangcheng selbst war dann für uns beide die Begegnung mit der tibetischen Kultur.
Die Leute tragen die traditionelle Kleidung, Häuser sehen aus wie in Filmen aus dem wilden Westen und überall wehen die farbenprächtigen Gebetsflaggen.
Als einzige Ausländer in der Stadt gehörte alle Aufmerksamkeit diesen 2 gutausehenden Westlern.
Zum gewohnten Dinner nahm die Schärfe des Essens ungeahnte Höhen an. Das Essen wird hier so scharf gewürzt, dass zusätzlich ein Gewürz benutzt wird das einem die Zunge betäubt damit der Schmerz nicht ganz so groß ist. Nach der ersten ungewohnten Erfahrung mit dem Essen kam ich nach und nach auf den Geschmack von widerlich scharfem Essen, so dass ich jetzt jedes Gericht als extra scharf bestelle. Vielleicht suche ich aber auch nur nach einer neuen Herausforderung.

Wie dem auch sei. Nach den ersten Bieren machten wir uns auf um die Strassen bei Nacht zu erkunden. In einem Hinterhof fanden wir dann tatsächlich , so ungewöhnlich es auch scheint, eine Art Disco. Nach 3 Minuten fanden wir uns an einem Tisch mit einer jungen tibetischen Clique wieder.
Dazu sei gesagt, dass man als Ausländer in einem chinesischen Club seine Geldbörse getrost zu Hause lassen kann. Entweder übernehmen die Locals oder der Club selbst (z.B. in Chengdu) die Rechnung.
Irgendwann zu später Stunde dachte ich mir, zeige ich mich als besonders guter Ausländer der die Kultur zu schätzen weiß.
Zum Anstoßen rief ich also ein lautes „Free Tibet“ aus!
Statt erwartetem Applaus und fröhlichen Gesichtern verstummten alle Gespräche und man sah sich ungläubig an. Bravo Sascha, wieder mal alles falsch gemacht was man falsch machen kann.
Braden fing dann schnell an über irgendetwas belangloses zu reden und mit dem nächsten Bier war mein Fehler auch vergessen.
Merke: Niemals öffentlich in China zur tibetischen Unabhängigkeit ausrufen!
Braden war dann etwas verwirrt als ihn einer der Tibeter beim Pinkeln zuguckte und ihn danach in den Arm nahm. Hehe, was habe ich gelacht. Die „Zuneigung“ die aber zur tibetischen Kultur gehört, da man einfach zeigt wenn man jemand mag, mussten wir erst lernen.

Am nächsten Morgen sollte es für uns weiter gehen nach Daocheng. Gute 4 Autostunden entfernt und damit ein perfektes Ziel um seit Malaysia mal wieder per Anhalter unterwegs zu sein. Schnell n' Stift gekauft und auf Pappe den Stadtnamen mit chinesischen Schriftzeichen dargestellt. Was die Einheimischen in Sekundenschnelle abliefern erscheint uns eher wie ein abstraktes Kunstwerk.

Nach einer amüsanten Stunde saßen wir in einem Minibus der uns kostenlos bis nach Daocheng mitnahm. Braden ist seit einem Jahr in China und selbst meine chinesischen Sprachkünste reichen mittlerweile aus um zurecht zu kommen was fürs Trampen natürlich super hilfreich ist.

Die Hotelsuche gestaltete sich dann etwas schwieriger als gedacht. Fanden wir anfangs kein Hotel das Ausländer beherbergen wollte/durfte, wurden wir in einem Gasthaus in einer Hinterstrasse fündig. Unsere Personalien wollte aber auch dieses Gasthaus nicht aufnehmen, bleiben durften wir trotzdem.

Die Polizeipräsenz in Westsichuan ist übrigens beinahe unfassbar. An jeder Ecke, in jedem dritten Auto und gerade an öffentlichen Plätzen findet man Unmengen Polizisten. Böse guckend und mit Kameras ausgerüstet würdigen sie einen keines Blickes. Dreht man sich nach einigen Metern um sieht man gerade die jungen weiblichen Polizistinnen jedoch immer wieder kichern und dann winken sie einem doch zu.
Wer als Kerl Probleme mit seinem Selbstbewusstsein hat, dem empfehle eine Reise durch China. Ich garantiere euch ihr geht mit erhobener Brust aus diesem Land wieder raus.

Nach einer entspannten Nacht mit ausreichend Schlaf führte uns der Weg weiter in den Nationalpark Yading. Seit 4 Tagen haben wir nun keinen einzigen Ausländer gesehen.
Wir vereinbarten einen Preis von 50 Yuan p.P. (6,20€) für die 3,5 Stunden Fahrt. Der 18-jährige Fahrer, der komplett geisteskrank auf dem besten Weg mit uns ins Jenseits war verlangte dann am Ende der Fahrt 60 Yuan. Nach Monaten des Reisens kennt man diese Masche ja bereits und tut das mit einem Lächeln ab. Aber nicht mit „Mr. Ich-bin-der-Boss“. Er bot uns die Stirn und fing an uns zu schubsen. Wir sahen vorher in seinem Wagen bereits die Machete liegen uns wurde wirklich mulmig zumal wir im Nirgendwo waren, er selbstbewusst und durchgedreht genug war um etwas dummes zu machen. Man ja nie weiß zu was der Typ fähig ist, zumal keiner unserer Angehörigen oder ein Hotel wusste wo wir uns befinden und uns erstmal keiner vermissen würde.
So absurd es auch ist doch um die 10 Yuan (1,20€) waren wir bereit dieses Risiko einzugehen. Fragt nicht warum, aber man lernt mit der Zeit sich nicht ständig verarschen zu lassen.
Wir gaben ihm jeder 50 Yuan. Als er sie nicht annahm uns uns wiederholt anschrie und schubste haben wir die 50 Yuan auf die Erde geschmissen, ihn weggeschubst und sind gegangen.
Affe!

Was dann folgte war ein grandioser Nationalpark für die nächsten 2 Tage. Hier kann man auch dem Lonely Planet danken, denn diese ganze Gegend wird im großen Lonley Planet China mit keinem einzigen Wort erwähnt und so trafen wir nur 2 Ausländer zwischen den ganzen Chinesen.
Ohne Unterkunft wollten wir heute auf 3900 Meter aufsteigen, da wir gehört haben es gibt dort ein tibetisches Kloster.
Gegend Nachmittag erreichten wir das Kloster. Obwohl es wieder mal an der Verständigung haperte wurde uns verständlich gemacht, dass wir jetzt keinen Schlafplatz bekommen. Wir sollen nach Einbruch der Dunkelheit wiederkommen.
Gesagt. Getan.
Jetzt sahen wir auch wieso. Das Kloster wird von der Polizei videoüberwacht und Kontakt mit Ausländern ist den Mönchen verboten. Wir wurden zwischen den Kameras vorbei geschleust und bekamen einen Schlafplatz in einem Bretterverschlag auf einer Art Holzerhebung. Die Nacht war trotz 4 „Pferdedecken“ bitterkalt. Da half es auch nicht, das wir alle unsere Sachen anbehielten, inkl. Schuhe, Jacke und Mütze.
Egal. Überlebt. Alles gut.

Am Morgen wachten wir dann zum Sonnenaufgang auf und erlebten einen wunderschönen Sonnenaufgang in Mitten der Berge und ganz allein.
Beeindruckend!

Der Aufstieg auf 4300 Meter war relativ leicht zu meistern bevor wir gegen Mittag mit dem Abstieg zurück in Richtung Dorf begannen.
Im Dorf angekommen bestellten wir uns in einem kleinen Restaurant etwas warmes zu essen. Wie in China üblich wird entweder Tee oder heißes Wasser zum Essen getrunken. Das heiße Wasser steht stets bereit in einer großen 3 Liter Thermoskanne.
Braden war so nett und wollte uns beiden etwas einschenken.

BUMM!

Das verdammte Ding ist, warum auch immer, beim Anheben geplatzt!
Das heiße Wasser läuft über sein Bein direkt in seinen Schuh. Vor Schmerzen schreiend reisst er sich die Hose vom Körper, während ich ihn mit Wasser aus meinem Rucksack übergieße.
Die herbeieilenden Locals kühlen meinen schockierten Kumpel weiterhin mit Wasser während ich draußen versuche ein Auto anzuhalten, das uns zu einer Apotheke bringen kann (1 Autostunde) und danach ins nächste Krankenhaus (3,5 Autostunden) zurück nach Daocheng.
Für 100 Yuan finde ich kurz später einen Fahrer.

Die Erlebnisse aus dem Krankenhaus würden diesen Bericht sprengen, aber 3 Wochen später hat sich Bradens Bein schon wieder fast erholt.

Wir blieben dann rund 5 Tage zur Erholung in Daocheng. Eine Selbstverständlichkeit, wie es jeder andere Backpacker auch machen würde, ließ ich ihn nicht „am Ende“ der Welt allein und spielte Krankenschwester für die die nächsten Tage.

Noch angeschlagen ging es dann per Anhalter weiter nach Litang. 4 Autostunden über eine relativ gut befahrbare Strasse.
Litang ist auf dem Sichuan-Tibet Highway ist mit 4019 Höhenmetern eine der höchstgelegenen Städte dieser Welt. Nur Peru und eine andere Stadt in China sind noch höher.
Mit Staublunge und schwerem Atem erkundeten wir diese tibetische Stadt auf einem Hochplateau von weitläufig umgeben von Bergketten.
Nach 2 Wochen im wilden Westen hatte man sich an fast alles gewöhnt. An alles außer eins. Stehklos! Mein Gott, wie ich diese Klos hasse.
Ein wunder das ich keinen doppelten Kreuzbandriss erlitten habe. Diese Klos sind echt der Horror und es ist auch kein westliches Klo zu finden. Die Erfahrungsberichte eines jeden einzelnen sind zum wegschmeissen, wie jeder auf seine Art versucht sich mit diesen Akrobatenklos anzufreunden.

Von der nun folgenden Strecke Litang nach Kanding haben wir einige Horrorgeschichten zu hört bekommen. Schlimmste „Strasse“ aller Zeiten, so hieß es aus aller Munde. Deshalb hielten wir es für die bessere Idee zur Abwechslung einen Bus zu nehmen. 12 Stunden Fahrt, davon einige Stunden im Schritttempo und eine gebrochene Felge später fanden wir uns in Kanding wieder. Die tibetische Kultur ist auch hier noch zu spüren, wenn auch weit aus nicht so intensiv und vielfältig wie zuvor.
2 Tage blieben wir bevor wir uns auf zur letzten anspruchsvollen Etappe nach Chengdu machten.
Für die Tagesetappe von 10 Stunden wollten wir es nochmal wissen und es per Anhalter probieren. Geschlagene 2 Stunden mussten wir warten bis ein SUV anhielt. 2 junge Tibeter, laute Technomusik und die komplette Fahrt nach Chengdu erwarteten uns.
Die Fahrweise würde ich dieses mal als tibetisch-normal betrachten. Überholen in Kurven, überholen da wo es mit menschlichem Verstand unmöglich erscheint, drängeln, pöbeln und wenn es keine Aussicht auf ein erfolgreiches Überholmanöver gibt einfach auf die Hupe steigen und Vollgas alles probieren. Unsere Gesichter schrieben Bände.
Verständlich das uns irgendwann die Polizei anhielt.
Unser Fahrer war anfangs noch optimistisch, dass er die Polizisten bestechen kann. Als diese jedoch uns, die Ausländer, im Fahrzeug erblickte gabs n' ordentlichen Strafzettel von 600 Yuan (~80€). Unser Fahrer zerknüllte den Strafzettel, sagte was auf chinesisch, grinste, drehte die Musik auf und ab gings wieder. :)
Nach gut 7 Stunden erreichten wir den Highway. Ein grinsen über Bradens und mein Gesicht. Die erste vernünftige Strasse seit 3 Wochen. 160 km/h. So schnell war ich vor knapp 8 Monaten zuletzt in Deutschland unterwegs. Ich hatte das Gefühl wir fliegen gleich. Braden gar war in seinem ganzen Leben noch nie so schnell unterwegs. Da weiß man die deutschen Autobahnen doch zu schätzen!
Er setzte uns an einer Bushaltestelle in Chengdu ab.
Die beiden Männer hatten unser Mittagsessen bezahlt, alle Mautgebühren, den Strafzettel und sind einen Umweg für uns gefahren, doch sie wollten kein Geld haben obwohl wir es mehrfach angeboten haben.
Tausendfach bedankt verließen wir erleichtert das Auto.

3 Wochen durch den wilden Westen, etliche neue Freunde, tausend neue Erfahrungen, Umgebung wie in einem Film und beinahe zu tränen gerührt genossen wir das Leben zurück in der Zivilisation.

Mc Donalds.
Friseur.
Rasur.
Westliche Toilette!!!
Clubs.
Warmwasser.
24 Stunden Strom.

Paradies, wir sind zurück!



Typisches tibetisches Wohnhaus
Auf dem Weg zum Ziel...
...weit ist's nicht mehr.
2 neugierige junge Mönche.
Straßenleben in Litang.
Ein Westler im Krankenhaus wird da schnell zur Attraktion. Das der 19-jährige "Doktor" nebenbei raucht ist hier eine Selbstverständlichkeit.
Auf dem Weg zum Kloster im Natinalpark Yading.

Einer der drei "weißen Berge".

Hochplateau Litang.

2 Stadtbekannte Cowboys und ein Local.
Ich will Zivilisation!