Mittwoch, 14. November 2012

Himmelsbestattung in Litang

Hierbei handelt es sich um einen Nachtrag von Mitte Oktober aus Litang.

Vorweg ein paar Hintergrundinformationen zu einer Himmelbestattung.

Himmelsbestattungen (Sky Burials) sind ein fester Bestandteil der tibetischen Kultur. Neben den Tibetern führen auch andere Volksgruppen, wie z.B. die Parsen in Indien, diese Form der Bestattung durch.
Himmelsbestattungen sind im Grunde aus der Not heraus geboren worden. Durch Mangel an Feuerholz zur Totenverbrennung bzw. permanent gefrorener Steinböden, die eine Beerdigung unmöglich machen, wird bei der Himmelsbestattung der Leichnam an Aasgeier verfüttert. Himmelsbestattungen finden öffentlich statt.

Der Leichnam wird einige Tage im Haus weiter symbolisch mit Essen versorgt. In dieser Zeit von drei bis fünf Tagen wird dem Toten von einem Lama aus dem tibetischen Buch der Toten vorgelesen, um die Seele des Toten zum Verlassen des Körpers zu bewegen. Am Tag der Bestattung wird der Leichnam nach einer letzten Beschwörung des Lamas noch vor Sonnenaufgang zum Bestattungsplatz gebracht. Dort wird der Körper von den Leichenbestattern, den Ragyapas, zerteilt und den Geiern zum Fressen überlassen. Diese tragen nach tibetischer Vorstellung den Verstorbenen ins Bardo, einen Zustand zwischen dem Tod und der Wiedergeburt.


Die Himmelsbestattungen in Litang finden jeweils am Montag, Mittwoch und Freitag statt. Da es sich um öffentliche Bestattungen handelt ist es auch für uns Langnasen gestattet einer solchen Bestattung in ausreichender Distanz beizuwohnen.
Kurz nach Sonnenaufgang machte ich mich mit meinem Kumpel Braden also auf den Weg etwas außerhalb der Stadt. Hinter einem Hügel findet man schließlich den Ort der Himmelsbestattung.
Heute standen mehrere Bestattungen an und es waren dementsprechend relativ viele Menschen anwesend.
Wir platzierten uns im großen Abstand und wollten die verschieden Zeremonien nicht stören. Die Achtung der menschlichen Würde verbat es uns Fotos der Bestattung zu schießen und so müsst ihr euch, bei Interesse, mit Google zufrieden geben.
Die Leichen werden an verschiedene Orte gelegt und dann von den Leichenbestattern zerstückelt.
Währenddessen spielt sich über unseren Köpfen ein faszinierendes Schauspiel ab. Entgegen der vorherigen Berichte werden die Aasgeier nicht angelockt, sondern sie erscheinen plötzlich am Himmel.
Das ist ein wirklich beeindruckender Moment. Wir stehen im Sonnenaufgang, bei eisiger Kälte im Stillen und plötzlich sieht man ca. 20 dieser riesigen Geier hinter dem Berg hervor fliegen. Sie kreisen gemeinsam am Himmel, als wüssten sie an welch Wochentagen ihnen Menschen zum Fraß vorgeworfen werden.
Sie ziehen ihre Kreise immer kleiner und kommen dem Geschehen immer näher, während der Leichenbestatter seine beschwerliche Arbeit mit Axt, Messer und Beil vorführt und die ersten Teile des Leichnams den Geiern entgegen wirft.
Wenig später sieht man vor lauter Geiern nichts mehr von der Leiche. Sie streiten sich förmlich um die besten Teile der Leiche.
Alles unter den Augen der Angehörigen. Wobei man bedenken muss, dass die Seele des Menschen ja in den Tagen zuvor schon in den Himmel aufgestiegen ist und es sich bei dieser Zeremonie nur darum handelt den „menschlichen Abfall“ zu entsorgen.

Zu hören wie ein menschlicher Körper mit Gewalt zerstückelt wird wie ein Tier, zu hören und zu sehen wie das Fleisch dem Bestatter an seinen Schutzanzug spritzt, das war etwas was man nur schwer in Worte fassen kann.
Wir machten uns noch vor dem Ende der ganzen Bestattung auf den Rückweg. Wir hatten genug gesehen.
Google spuckt Bilder aus die von genau diesem Ort in Litang stammen. Wer allerdings zu schwache Nerven oder kein Verständnis für diese Art der Bestattung hat sollte sich mit diesem Artikel zufrieden geben.

1 Kommentar:

  1. Finde ich sehr interessant, andere Länder andere Sitten.ich habe noch einen Artikel zu diesen Them heute gelesen http://blog.bestattungen-baumann.de/?p=85
    Grüße Hans P.

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